Nicht alle Reisen, die am Boden bleiben, sind gerecht. Der Maya-Zug ist eine von der mexikanischen Regierung geschaffene Eisenbahnschleife, die archäologische Maya-Stätten und Badeorte auf der Halbinsel Yucatan miteinander verbindet. Indigene Gemeinschaften wehren sich seit Jahren gegen das verheerende Projekt, weil es die lokale Umwelt zerstört und die Verbindungen zwischen den indigenen Gemeinschaften in der Region unterbricht. Im Oktober 2025 setzten Maya-Aktivist*innen ein deutliches Zeichen gegen dieses tödliche Projekt.
Am 21. Oktober 2025 protestierten Maya-Aktivist*innen vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in San José, Costa Rica, und warfen dem mexikanischen Staat Ethnozid und Ökozid vor, die durch den Maya-Zug verursacht werden. Vor dem Gericht überreichten sie dem juristischen Direktor ein Dokument eines Tribunals, das bestätigt, dass das Projekt ökozidal und ethnozidal ist, sowie eine Erklärung zu den Auswirkungen des Projekts.
Bei der Präsentation der Dokumente machten Vertreter*innen des Maya-Gemeinschaftszentrums U Kúuchil Ch’i’ibalo’on von der Halbinsel Yucatán auf den Öko- und Ethnozid durch das Megaprojekt aufmerksam und bekräftigten die Erkenntnisse des Tribunals. Das Tribunal hat anerkannt, dass der Maya-Zug die Rechte der Natur und die biokulturellen Rechte der Maya-Völker der Halbinsel verletzt. Die Maya-Völker der Halbinsel waren und sind weiterhin die Beschützer und Hüter ihres Territoriums, ihrer Cenoten, Höhlen und Küsten, ihrer Wälder, ihrer Artenvielfalt und ihrer traditionellen Anbaupflanzen sowie der nicht-menschlichen Lebewesen, die ihre Ökosysteme bewohnen. Das Tribunal machte den mexikanischen Staat für die Verletzung dieser Grundrechte verantwortlich.
Das Tribunal hat den mexikanischen Staat aufgefordert:
- Den Maya-Zug sofort stillzulegen und indigene Gebiete zu entmilitarisieren,
- Die Enteignung gemeinschatlicher Ländereien und Territorien zu stoppen und für die Sicherheit der Naturschützer zu sorgen,
- Den Cenoten Rechte zu geben, da sie für die lokalen Ökosysteme und Gemeinschaften von entscheidender Bedeutung sind,
- Umfassende Wiedergutmachung für die betroffenen Ökosysteme und Territorien bereitzustellen, mit unabhängigen, interkulturellen und interdisziplinären Audits.
Die Maya-Aktivist*innen äußerten ihr Vertrauen in den Einsatz des Interamerikanischen Menschenrechtssystems für Gerechtigkeit. Sie brachten zwei Dokumente vor: die Resolution der Versammlung der Richter*innen des Internationalen Gerichtshofs für die Rechte der Natur zu den Auswirkungen des Maya-Zugs sowie das Urteil des Zehnten Lokalen Gerichtshofs für die Rechte der Natur.
Diese Aktion fand im Rahmen der Mesoamerikanischen Karawane für das Klima und das Leben statt. Andere Mitglieder der Karawane – indigene Völker aus Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras und Costa Rica – kritisierten weitere schwere Fälle von Verletzungen der Menschenrechte und der Rechte indigener Völker. Zwischen dem 12. Oktober und dem 11. November reist die Karawane von Mexiko nach Belém, Brasilien, wo die COP30 stattfindet. Die Karawane ist eine kraftvolle, kollektive Antwort auf die Zerstörung von Mutter Erde – die Verteidigung von Territorien, der Widerstand gegen Gewalt und der Aufbau von Alternativen zur kapitalistischen „Entwicklung“. Sie zielt darauf ab, die Kämpfe in ganz Mittelamerika in einer Reise des Widerstands und der Hoffnung zu vereinen.
Wir sind stolz darauf, dass unser regionales Netzwerk, Permanecer en la Tierra, Teil dieser Karawane ist und sich gegen die Auswirkungen des Flugverkehrs und des Tourismus als Teil dieses zerstörerischen Systems einsetzt. Der Klimakollaps ist bereits da, verwüstet Land und Leben und trifft die Menschen im globalen Süden besonders hart. Es kann keine Klimagerechtigkeit unter Kolonialismus und Extraktivismus geben – nur durch die Souveränität und Autonomie der Menschen. Während sich die Karawane auf die COP30 zubewegt, schließen wir uns ihrer Botschaft an: Die wahren Lösungen kommen von den Menschen, die sich an der Basis organisieren – nicht von den Gipfeltreffen derjenigen, die diese Krise verursacht haben.

